Infoheft Freudental

40 Freudental – Info heft Jüdische Geschichte in Freudental Schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebten Juden in Freuden- tal. Eine dauerhafte Ansiedlung ergab sich aber erst, als Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt dem Flehinger Schutzjuden Seligmann Wolff am 8. September 1723 einen Schutzbrief gab. Wolff und seine aus „sechs Haushaltungen“ bestehende Gruppe ließen sich im Gesindehaus des Oberen Schlosses in der Strombergstraße 25 nieder, das noch heute als Judenschlössle bekannt ist. 1727 fiel der Ort an Wilhelmine Christine von Grävenitz, die einflussreiche Mätresse von Herzog Eberhard Ludwig. 1729 ließ sie in Freudental ein neues Schloss errichten. Zwei Jahre später entschloss sie sich, weitere 24 jüdische Familien in ihrem Dorf anzusiedeln. Am 1. Oktober 1731 räumte sie den Freudentaler Juden ungewöhnlich weitgehende Freiheiten ein, ihr Judenedikt ist frei von religiöser Diskriminierung und ermöglichte der jüdi- schen Gemeinde auch im bürgerlichen Leben eine weitgehende Selbst- verwaltung. 1735 bestätigte Herzog Carl Alexander das Edikt der Grävenitz ausdrück- lich, seinem Beispiel folgte 1747 auch Herzog Carl Eugen. Die Ausschlie- ßung der Juden aus Württemberg und der ungewöhnliche Geist der Toleranz in dem nicht zum Land, sondern zum persönlichen Besitz der Her- zöge zählenden Stromberg-Dörfchen wirkten zusammen und ließen die jüdische Gemeinde Freudentals rasch wachsen: 1738 zählte sie bereits 101 Köpfe in 15 Familien, 1755 war die Zahl der jüdischen Familien auf 21 gewachsen. 1770 erreichte die Gemeinde – der weitgehend Juden mit allenfalls geringem Einkommen angehörten – die herzogliche Unterstüt- zung beim Bau einer neuen Synagoge, dem heutigen Veranstaltungs- und Tagungsgebäude des Pädagogisch-Kulturellen Centrums Ehemalige Synagoge Freudental. 1785 stellte die jüdische Gemeinde mit 243 Köpfen 47,2 Prozent der Einwohner Freudentals. Die Herrschaft König Friedrichs I. von Württemberg, verlieh der jüdischen Gemeinde weiteren Aufschwung, brachte aber auch einen schweren Rückschlag mit sich: Der jagdbegeisterte König ließ sich im Alleenfeld eine Fasanerie einrichten und zu diesem Zweck den jüdischen Friedhof ein- ebnen. Der heutige, an der entgegengesetzten Seite des Ortes auf Bönnigheimer Markung liegende Friedhof besteht seit 1811. Seit spätestens 1737 hatte die Jüdische Geschichte

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